Nachhaltiges Kauf- und Konsumverhalten und die Identifikation mit der Fridays for Future-Bewegung bei Schüler*innen
Projektbeschreibung
Nicht zuletzt durch die immer stärker spürbaren Folgen des Klimawandels hat das Thema Nachhaltigkeit seit geraumer Zeit einen festen Platz in der öffentlichen Diskussion. Der Diskurs hierzu wird stark geprägt von der Fridays for Future-Bewegung, die in dem Schulstreik von Greta Thunberg am 20. August 2018 seinen Ursprung hat. Als Schulstreik gestartet, ist die Fridays for Future-Bewegung insbesondere eine Bewegung junger Menschen, die fordert, die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten und die globale Erwärmung auf unter 1,5° Celsius zu begrenzen. Wissenschaftliche Studien zu der Bewegung gibt es aktuell kaum. Die durchgeführte Befragung von Schüler*innen soll dazu beitragen, das Bild der Fridays for Future-Bewegung unter Schüler*innen sowie das generelle Umweltbewusstsein der Schüler*innen und deren Kauf- und Konsumverhalten zu erforschen. Weiter soll ein möglicher Zusammenhang zwischen einer Identifikation mit der Bewegung und einer höheren Wichtigkeit von Nachhaltigkeitsaspekten beim Kaufverhalten untersucht werden.
Als Grundlage der Studie dient der soziale Identitätsansatz.
Forschungsfragen
- Wie sieht das Kauf- und Konsumverhalten der Schüler*innen aus? Wie wichtig sind materielle Aspekte? Wie wichtig sind Nachhaltigkeitsaspekte?
- Gibt es Unterschiede beim Kauf von Kleidung (Jeans) und beim Kauf von Lebensmitteln (Limonade)?
- Schlägt sich ein höheres Umweltbewusstsein auch in umweltverträglichem Handeln nieder?
- Wie hoch ist der Anteil unter den befragten Schüler*innen, die bereits an Veranstaltungen der Fridaysfor Future-Bewegung teilgenommen haben? Wie häufig und in welcher Form wurde bereits teilgenommen?
- Mit welchen Merkmalen wird die Fridaysfor Future-Bewegung in Verbindung gebracht (=Stereotyp)?
- Wird die Fridaysfor Future-Bewegung eher mit positiven oder mit negativen Begriffen in Verbindung gebracht? (Erinnerung: Ein besonders positives Ansehen eine Gruppe, begünstigt die Identifikation mit dieser).
- Wie stark identifizieren sich die Schüler*innen mit der Fridaysfor Future-Bewegung?
- Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Umweltbewusstsein, als ein möglicher Wert der Bewegung, und der Identifikation mit der FFF-Bewegung?
- Geht die Identifikation mit der Fridaysfor Future-Bewegung mit nachhaltigem Kauf- und Konsumverhalten (=prototypisches Verhalten) einher?
Untersuchungsdesign
Methode
Standardisierter Fragebogen
Zeitraum
11.12.2019 – 17.02.2020
Stichprobengröße
- 570 Personen
Zielgruppe
- Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren
Befragungsorte
- Alice-Salomon-Berufskolleg Bochum
- Gertrud-Bäumer-Berufskolleg Duisburg
- Goethe-Gymnasium Düsseldorf
- Hellweg-Gymnasium Wattenscheid
- Landfermann-Gymnasium Duisburg
- Matthias-Claudius-Gesamtschule Bochum
- Mont-Cenis-Gesamtschule Herne
Untersuchungsergebnisse
Kaufverhalten und Umweltbewusstsein von Schüler*innen
- Die Gütergebundenheit, mit der gemessen wird, wie stark der Selbstausdruck einer Person an materielle Güter gebunden ist, ist unter den befragten Schüler*innen relativ hoch. So stimmen 51% (voll und ganz) zu, dass sie sich richtig gut fühlen, wenn sie sich etwas Neues gekauft haben (Top2-Wert). Dahingegen betrachten sich nur 8% (Top2-Wert) als nachhaltige Verbraucher.
Der Anteil der Schüler*innen, der angibt, sich beim nächsten Einkauf (sehr) wahrscheinlich für ein nachhaltiges Produkt zu entscheiden (Top2-Wert), ist bei Lebensmitteln höher als bei Kleidung. Ungefähr ein Drittel der Befragten achtet bei Lebensmitteln auf Umweltaspekte (regional/saisonal und Bio-Lebensmittel). Beim Kleiderkauf sagt nur jeder Zehnte, dass Nachhaltigkeit hierbei eine Rolle spielt (Fair Fashion und umweltverträgliche Herstellung). Bei sowohl Lebensmitteln als auch bei Kleidung ist der Preis der wichtigste Aspekt beim Kauf.
Ein höheres Umweltbewusstsein spiegelt sich vor allem beim Kauf regionaler und saisonaler Produkte und bei der Vermeidung von Verpackungsmüll wider, nicht jedoch beim Kleiderkauf.
Teilnahme an Demonstrationen
Insgesamt haben 46 % an einem Schulstreik teilgenommen. Davon hat ein gutes Drittel mehr als einmal teilgenommen. Die Teilnahme fand häufig im Klassenverbund statt (78 %), zum Teil initiiert und begleitet von FFF-affinen Lehrer*innen.
Knapp 10 % aller Befragten geben an, in Zukunft (sehr) wahrscheinlich (wieder) an einer FFF-Demonstration teilzunehmen.
Stereotyp der Fridays for Future-Bewegung
Die drei am häufigsten genannten Merkmale sind „demonstrierend“, „umweltschützend“ und „politisch“.
Die FFF-Bewegung wird überwiegend mit positiven Merkmalen in Verbindung gebracht. Die drei häufigsten negativen Merkmale sind „widersprüchlich“, „dramatisierend“ und „unrealistisch“.
Identifikation mit der Fridays for Future-Bewegung
Obwohl die FFF-Bewegung überwiegend mit positiven Merkmalen in Verbindung gebracht wird, fällt die Identifikation mit der Fridaysfor Future-Bewegung insgesamt gering aus. 7 % der Schüler*innen identifizieren sich moderat mit FFF, niemand identifiziert sich stark. Jeder sechste identifiziert sich in geringem Maße. Der Großteil (74 %) weist keine Identifikation mit der Fridaysfor Future-Bewegung auf.
Zusammenhang zwischen Umweltbewusstsein und der Indifikation mit der Fridays for Future-Bewegung
Es gibt einen schwachen Zusammenhang zwischen der Identifikation mit der FFF-Bewegung und dem Umweltbewusstsein. Auch Schüler*innen, die sich nicht oder wenig mit der FFF-Bewegung identifizieren, haben mitunter ein hohes Umweltbewusstsein.
Die Gruppe mit der stärksten Identifikation mit der FFF-Bewegung (N = 40) kauft häufiger nachhaltig ein als die Gesamtstichprobe. Der Unterschied zeigt sich besonders beim Kleiderkauf und bei der Nutzung von Nachfüllpackungen.
Zusammenhang zwischen nachhaltigem Kauf- und Konsumverhalten und der Indentifikation mit der Fridays for Future-Bewegung
Auch bei den Präferenzen für die Beispielprodukte Jeans und Limo achten FFF-Identifizierte (gering+moderat identifiziert; N = 131) weniger auf den Preis, sondern mehr auf nachhaltige Merkmale. Bei der Jeans war den FFF-Identifizierten der soziale ethische Aspekt (keine Ausbeutungsbetriebe) wichtiger als der Gesamtstichprobe. Bei der Limo wurde häufiger die Glas-Mehrweg-Flasche bevorzugt, die traditionell als am nachhaltigsten gilt.
Ansprechpartner*innen
Ansprechpartnerin: Verena Bauernschmidt und Beatrice Beitz.